Prima Klima - Die Geburt des Klimaschirme
Heute exportiert Svensson seine Klimaschirme in über 130 Länder. Zwei der Schlüsselfiguren hinter diesem Erfolg sind Göran Henningsson und Cees den Boer. Für uns erinnern sie sich daran, wie einst in den 1970er-Jahren mit ein paar Stoffresten und einer genialen Idee alles begann.
Willkommen auf der Erde! Dem Planeten, wo die Sonne wunderschön scheinen kann. Aber nicht selten auch viel zu heiß brennt. Und sich im Winter im Norden kaum zeigt. Oder es regnet, wie jetzt gerade. Kühle Tropfen fallen auf die Pflanzen, helfen ihnen beim Wachsen. Aber wer signalisiert, wann es genügt, damit es nicht zu einer Überschwemmung kommt. Oder die wertvolle Flüssigkeit vorzeitig verdunstet?
Wir leben, kurz gesagt, in der besten aller unvollkommenen Welten. In der die Möglichkeit eines effektiven und sicheren Anbaus von Nutzpflanzen überlebenswichtig sein kann. Und mit Sicherheit sein wird: „Die Weltbevölkerung wächst, das Klima wird vielerorts immer extremer. Die Herausforderung besteht darin, die Pflanzen vor Kälte und Hitze zu schützen und gleichzeitig den Energieverbrauch zu verringern.“ Sagt der Niederländer Cees den Boer, eine der Schlüsselfiguren in der folgenden Geschichte, die davon handeln soll, wie der Textilhersteller Svensson mit seinen klimatisierten Gewächshausgeweben einen ganzen Weltmarkt eroberte.
Er sagt: „Letztendlich geht es um Politik; darum, wie die Länder der Welt die Versorgung ihrer Bevölkerung mit Nahrungsmittel sicherstellen können. Das ist eine grundlegende Voraussetzung für die Zivilisation.“
Beharrlichkeit und ein bisschen Glück
Aber fangen wir von vorn an: Die Weltgeschichte weiß von Situationen zu berichten, in denen fundiertes Fachwissen und hartnäckige Beharrlichkeit mithilfe des Zufalls zu revolutionären Innovationen geführt haben. Etwa beim Penicillin, dass per Zufall in einer vergessenen Petrischale eines Versuchs entdeckt wurde. Im Beispiel des Textilherstellers Svensson und seines revolutionären Gewächshausgewebes begann es mit – Abfall.
„Es war in der Tat eine Abfolge völlig irrelevanter Geschehnisse, die alles ins Rollen brachte“, erzählt Göran Henningsson, jener Mann, der hinter der Entwicklung des mittlerweile überaus erfolgreichen Exportprodukts stand.
Lassen Sie uns in der Zeit zurückreisen, in das von Energiekrisen erschütterte Schweden der 1970er-Jahre. Die Wirkerei der Svensson-Fabrik in Kinna läuft auf Hochtouren. Bei der Produktion eines bestimmten Gardinen-Fabrikats entstehen auch Unmengen an Materialresten. Was sollte mit diesem Abfall geschehen?
„Es handelte sich um mehrere Tonnen Textilreste. Unter anderem wurde versucht, Einkaufstüten daraus zu machen, aber das hat sich einfach nicht rentiert. Dann hatten wir die Idee, dass sie vielleicht als Verstärkung in aufgerolltem Fertigrasen verwendet werden könnten, erfuhren aber von einem führenden Gartenexperten, dass das nicht funktionieren würde. Aber ihr stellt doch Gardinen her, meinte er, wie wäre es denn mit Gardinen für Gewächshäuser?“
Göran Henningson nahm Kontakt zur Landwirtschaftsuniversität in Alnarp auf und begann mit Experimenten zur Entwicklung eines Materials mit isolierenden Eigenschaften. Es sollte Energie einsparen können, ohne dass dabei allzu viel des wertvollen Lichts verloren ging, um optimale Wachstumsbedingungen für die Pflanzen zu schaffen.
1977 hatte Henningsson schließlich die Lösung gefunden: ein gewirktes Energiegewebe, das innen unterhalb des Glasdachs und oberhalb der Pflanzen vorgezogen werden konnte. Und das zurückgeklappt wurde, wenn man es nicht benötigte.
Anfang der 1980er-Jahre folgte bei Svensson der nächste revolutionierende Schritt in der Entwicklung der Klimagewebe: die Entwicklung von Gewebestreifen, die aus einem Mischgewebe von Aluminium und Kunststofffolie bestehen. Die Fähigkeit zur Temperaturregulation wurde verbessert, zugleich das Risiko herabtropfenden Kondenswassers reduziert, das die jungen Pflanzen nachhaltig schädigen könnte.
Mit der Zeit sollte das Klimagewebe von Svensson eine ganze Produktpalette füllen und sich durch zahlreiche Variationen an nahezu jede Pflanze und jedes Klima anpassen lassen. 1982 gründete Svensson ein Tochterunternehmen in den Niederlanden – dem gelobten Land der Pflanzenzucht! Einem Land, das aus unzähligen Anbauflächen zu bestehen scheint. Mit Gewächshäusern, die im Dunkeln leuchten und deren Wärme über die Glaswände in die kalte Nacht zu entweichen droht. Der Markt für ressourcensparende Gewächshausgewebe war (und ist), mit anderen Worten, enorm. Und mit Svenssons Klimaschirmen ließen sich bis zu 70 % der Heizkosten einsparen!
"Mit Klimaschirmen können Sie in der Sahara Tomaten anbauen"
Cees den Boer, erster Geschäftsführer der Tochtergesellschaft in den Niederlanden, erzählt: „Ich war ein Bursche vom Lande, hatte eine Ausbildung zum Bauingenieur absolviert und begann, mit den Gewächshausgeweben zu arbeiten. Dass wir von Anfang an so erfolgreich waren, lag daran, dass wir das beste Gewebe im Angebot hatten und gezielt auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gewächshauszüchter eingingen. In erster Linie aber beruhte unser Erfolg darauf, dass die Leute gern bei uns einkauften. Sogar die Konkurrenz liebte uns!“, sagt er lachend. Die Nähe zu den Kunden sei noch immer ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Heute geht Cees den Boer auf die 80 zu. Aber noch immer erinnert er sich genau an die Zeit, in der er in enger Zusammenarbeit mit Göran Henningsson und Ivan Ludvigson von Svensson die Vermessungs- und Konfektionierungsmaschinen in dem alten Lagerhaus in der südholländischen Kleinstadt Zuidland in Betrieb nahm. Es folgt eine Epoche der erfolgreichen weltweiten Geschäftsexpansion.
Den Boer erzählt auch von dramatischen Ereignissen: als zum Beispiel im Jahr 1984 das Nachbargrundstück in Zuidland plötzlich in Flammen stand. Und das Feuer auf Svenssons Niederlassung übergriff, dabei eine verheerende Zerstörung anrichtete: „Damals hatten wir das Glück, kurzfristig und zu akzeptablen Preisen neue Maschinen beschaffen zu können, so dass wir die Arbeit recht bald wieder aufnahmen. Vor allem aber erinnert er sich an die Anrufe so mancher Kunden, die ihm voller Dankbarkeit erzählten, das Klimagewebe habe ihre Ernte gerettet und verhindert, dass die Pflanzen durch die eisigen Minusgrade des Nachts zerstört wurden.
„Mit Klimaschirmen können Sie in der Sahara Tomaten anbauen“, sagt Cees den Boer stolz.
Das Ergebnis seiner Arbeit und der von Göran Henningson sowie deren Angestellten und Nachfolgern ist atemberaubend: Heute bekleiden mehr als 20.000 Hektar ihrer Klimaschirme die Dächer von Gewächshäusern in aller Welt .