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Hidden Champion: Hagdorn Tomaten in Eberdingen-Hochdorf

Wäre Heiko Hagdorn Zirkusartist und nicht geschäftsführender Inhaber eines, zumindest in niederländischen Maßstäben gemessen, vielleicht eher kleinen, aber auch global gesehen durchaus sehr feinen Unterglastomatenproduktionsbetriebs mit zusätzlichem Freilandanbau geworden, hätte er es mit Sicherheit geschafft, mindestens zehn Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten, selbst wenn alle anderen nur mit acht Bällen oder weniger jonglieren würden.

 

Mehr zu Familie Hagdorn in einem sehr sehenswerten Fünfteiler in der ARD Mediathek

Wie wenn es eine Selbstverständlichkeit wäre, erwähnt Hagdorn gewissermaßen im Vorbeigehen, dass, während wir noch die allgemeine Marktlage für Rispen- Cocktail- und Snacktomaten diskutieren, gerade die zwei Seecontainer große Wärmepumpe fertig gestellt wird, mit der er zukünftig seine sechs Hektar Tomaten beheizen möchte. Um dann mittelfristig mit zwei eigenen Windrädern den Strom dafür selbst produzieren zu können, was dann wiederum den CO2-Fußabdruck seiner Tomaten so gut wie unkenntlich machen und dann vielleicht doch noch die Erweiterung auf symmetrische 2 x 4 ha Gewächshaus nahelegen würde.

Vor dem Blick in die Zukunft aber erst einmal zurück an den Anfang: Hagdorn wäre im übertragenen Sinne zwar vielleicht ein guter Zirkusartist geworden, hätte sich dann aber schwergetan, permanent durch die Welt zu tingeln. Denn er ist nun einmal einer dieser Menschen, die gerne bleiben, wo sie aufgewachsen und groß geworden sind. Hagdorn verdeutlicht dies an einem Beispiel: Als sich zum Jahrtausendwechsel mehr und mehr abzeichnete, dass ein weiterer Ausbau der Freilandgemüseproduktion im Stuttgarter Norden aufgrund mangelnder Flächen- und auch Beregnungswasserverfügbarkeit nicht möglich sein würde, wurde ihm zur geplanten Produktionsintensivierung mittels Gewächshaus eine Fläche angeboten, die zwar streng genommen von seinem Heimatort gar nicht so weit entfernt, aber mit gar nicht so vielen Kilometern doch weit genug entfernt war, um das Angebot nicht weiter zu verfolgen.

Im Jahr 2008 errichteten Hagdorns die ersten vier Hektar unter Glas, 2016 folgten dann die nächsten beiden für die Tomatenwinterkultur - und 2024 ist ja auch noch nicht vorbei …

Und so kann Hagdorn seine Tomaten dann auch mit Fug und Recht unter „Unsere Heimat – echt & gut“ in den Handel bringen: Ehefrau Karin, die im Betrieb dafür sorgt, dass die Zahlen stimmen, alle ein Zuhause und regelmäßig Geld auf dem Konto haben, kennt er aus seiner Schulzeit, seine Betriebsleiterin ist die Schwester einer Kindergartenfreundin. Auch die Wärmepumpe wurde nicht irgendwo fernab ertüftelt und zusammengeschraubt, sondern stammt aus dem Nachbardorf. Viele der türkisch-stämmigen Frauen, die jetzt für ihn im Gewächshaus arbeiten, waren schon für seinen Vater im Freiland tätig, mit den Kindern dieser Frauen ging er wiederum selbst zur Schule. Auch die eigenen fünf Kinder sind mit Sportverein, Instrument und Feuerwehr in der Gegend fest verwurzelt.

Wahrscheinlich geht es im Realteilungsgebiet zwischen Heilbronn und Tuttlingen auch nicht ohne ein gewisses lokales Standing, um für Projekte wie etwa den Bau eines 4 ha großen Gewächshauses samt Bewässerungsteich, Büro, Sozialräumen, Sortier- und Verpackungshalle eine genügend große Fläche am Stück zusammen zu bekommen. 2007 war es so weit, 2009 konnte Hagdorn die ersten Tomaten pflanzen. Fast von Anfang an begleitet Kulturberater John Hendrix das Wohl und Wehe der Tomaten in Hochdorf an der Enz. 5,7 m Stehwandhöhe, Blankglas und ein Doppelschirm mit Svenssontüchern sowie passend dimensionierte Blockheizkraftwerke waren seinerzeit Stand der Technik.

Gemeinsam mit Hendrix wurde dann als erstes die Klimaführung optimiert. So wurden beispielsweise die Querventilatoren unter den Rinnen durch  ClimaFlow Ventilatoren über der Kultur ersetzt. Das Ergebnis war nicht nur ein deutlich gleichmäßigeres Klima im Gewächshaus, Hagdorn konnte auch feststellen, dass seine Pflanzen durch die wieder nach unten gedrückte Wärme weniger vegetativ wurden und insgesamt offener blieben, wodurch wiederum mehr Licht in die Kulturen gelangen konnte. Durch die Luftbewegung gab es auch kaum mehr Kondensation an den Stengeln, wodurch Botrytis so gut wie kein Thema mehr ist und obendrauf Energieeinsparung als zusätzlichen Bonus.

Auch außerhalb der Öffnungszeiten des Hofladens sind die leckeren Hagdorn Tomaten vor Ort im Automaten 24/7 verfügbar

In den Folgejahren kam dann einiges zusammen: Zum einen wollte Hagdorn „seine Leute“ am liebsten ganzjährig beschäftigen, zum anderen gefiel ihm „das Thema Belichtung“ gut und dann war da ja noch der Abnehmer seiner Tomaten, der auch in den Wintermonaten gerne regionale Ware im Angebot haben wollte. So reifte der Plan einer belichteten Winterkultur von Tomaten und als dann der „Tauschfaktor“ für das Grundstück nebenan zur allgemeinen Zufriedenheit „angepasst“ war, konnte es 2015 mit dem Neubau losgehen. Und da Hagdorns ja nun weiß Gott Erfahrung an, mit, um und über den Gewächshausanbau im Allgemeinen und die Kultur von Tomaten im Besonderen gesammelt hatten, nahmen sie kurzerhand die Planung ihres Wintertomatengewächshauses in die eigene Hand - auch wenn die Winterkultur ein, wie es im Norden heißt, ganz anderer Schnack ist.

Schließlich müssen die Jahreszeit-verschobenen Tomaten ja erst einmal davon überzeugt werden, nicht nur in die Länge zu schießen, sondern eben auch Früchte zu bilden. Und damit kommt dann eine Reihe neuer Herausforderungen ins Spiel: Wenn beispielsweise im Winter 16 Stunden am Stück belichtet wird, und dann auch entsprechend Wasser gegeben werden muss, wird einem schnell klar, dass auch die Luftfeuchtigkeit nicht lange braucht, um an die Sättigungsgrenze zu kommen. Da gibt es dann technisch sehr aufwändige Lösungen, die mit dem entsprechenden Investitionsvolumen einhergehen, aber auch nicht ganz so aufwändige Möglichkeiten, das Ganze in den Griff zu bekommen.

Hagdorn entschied sich für letzteres und bekommt seitdem die Luftfeuchte mit Hilfe von an den Außengiebeln angebrachten Ventilatoren, die über ein Heizregister vergleichsweise trockene Außenluft in Luftschläuche unter den Rinnen einblasen, so gut geregelt, dass er in den letzten drei Jahren ohne Fungizide auskam. LEDs waren in der Planungsphase für das Gewächshaus noch nahezu unbezahlbar und so mussten es erst einmal die guten alten Hochdrucknatriumdampflampen samt deren ganz eigener Wärmeproblematik richten. In der Bauphase gab es LEDs dann auf einmal für ein Viertel des Preises. Der Preisverfall setzte sich fort, während gleichzeitig die Stromtarife deutlich anzogen und so schlug dann nach nur fünf Jahren auch in Hochdorf die Stunde der LEDs und LED-Toplights sowie LED-Belichtung in den Reihen hielten auf den zwei Hektar Einzug.

Normalerweise dringt von der bläulich-roten, Nordlicht-ähnlichen Beleuchtung dank des lichtdichten Obscura-Schirms in den Nachtstunden kaum etwas nach außen. Diesen Winter machten jedoch auf einmal Bilder eines ungewöhnlich erleuchteten Nachthimmels in den sozialen Medien die Runde. Hagdorn erinnert sich, dass der Auslöser dafür ein vielleicht etwas gar sensibler Feuermelder war. Und da im Brandfall Schirme nun einmal geöffnet werden sollen, hielt sich der Klimacomputer an die Vorschriften und bescherte den umliegenden Ortschaften das einmalige Lichtspektaktel.

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