Interview mit Godfrey Dol
Dol-San. Der Meister des halbgeschlossenen Gewächshauses
Der Niederländer Godfrey Dol heißt in Japan Dol-San. Dies ist die Anrede für Menschen mit einem gewissen Ansehen. Die Arbeitskräfte, mit denen Dol in Kasoaka, einer japanischen Stadt zwischen Hiroshima und Okayama, zusammenarbeitet, verbeugen sich tief vor dem Mann, der alles über den Anbau in halbgeschlossenen Gewächshäusern weiß.
Das gruselige Restaurant von Bastion Vlaardingen, eingeklemmt zwischen einem Netz von Autobahnen, ist nicht wirklich der schönste Ort für Godfrey Dol (58), eignet sich jedoch sehr gut als Interviewstandort. Er kommt gerade von einem Gewächshausautomatisierungsbetrieb in Hoogendoorn in Vlaardingen, fährt dann weiter zu seiner Mutter in Apeldoorn und sitzt am nächsten Tag bereits wieder im Flugzeug Richtung Iran. Er nennt sich selbst einen Weltbürger, der sein Geld mit Beratungen über den Pflanzenanbau in einem halbgeschlossenen Gewächshaus verdient. In den Niederlanden mag es sein, dass dieser Gewächshaustyp kein durchschlagender Erfolg ist, im Rest der Welt dafür umso mehr.
Vom Laboranten zum Züchter
Dol arbeitet bereits 35 Jahre im Ausland. Auf seiner Website (Glasshouse-consultancy.com) wird ein Film gezeigt, in dem er mit Mohammed bin Ahmed Al Bowardi, dem Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate sowie mit Mariam Hareb Almheiri, der Ministerin für Lebensmittelsicherheit der Vereinigten Arabischen Emirate, Kontakt unterhält. Er führt die beiden Würdenträger herum, die gerade Al Dahra BayWa Greenhouse in Al Ain eröffnet haben. Nach seinem Studium hatte er als Laborant angefangen. „Ich arbeitete ohne jegliche Anbauerfahrung bei einem Landwirtschaftsbetrieb in Tabuk, einer Stadt in Saudi-Arabien. Dort litt man darunter, dass die Pflanzen immer gelb wurden. Dank meines analytischen Laboratoriumhintergrunds wurde dieses Problem gelöst. Jetzt wird er von ausländischen Investoren gebeten, seine Kenntnisse über die Pflanzenzucht in halbgeschlossenen Gewächshäusern zu teilen. „Ich habe die Erfahrung im Laufe meiner Karriere aufgebaut. Der Laborant, der Züchter wurde,“ sagt er beinahe schüchtern. „Da ich nun regelmäßig über halbgeschlossene Gewächshäuser unter anderem auf LinkedIn und in meinem eigenen Blog Artikel veröffentliche, können Investoren in solchen Komplexen mich schnell finden. Sie haben keine Anbauerfahrung, ich jedoch schon.“
„Ich habe die Erfahrung im Laufe meiner Karriere aufgebaut. Der Laborant, der zum Züchter wurde.“
Züchten in den Tropen
In der Stadt und Region Kasoaka ist er derzeit beim größten Gartenbauprojekt in Japan betroffen. Smart Agribusiness Research & Alliance (SARA) entwickelte in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Gewächshaushersteller Van der Hoeven en Hoogendoorn drei Komplexe, in denen Salat, Tomaten und Paprika angebaut werden. Dafür hat Dol in den Vereinigten Arabischen Emiraten geholfen, den Gewächshauskomplex von Al Dahra BayWa zu implementieren. Beide Komplexe wurden von Van der Hoeven als halbgeschlossenes Gewächshaus konstruiert. Ein weiterer Auftrag steht bereits wieder für ihn bereit. „Wie viel ich selbst realisiert habe?“, seine Augen zwinkern kurz. „Nach Tabuk habe ich auch in Amerika und Australien gearbeitet. Ich komme denke ich auf vierzehn Projekte von insgesamt mehr als 100 ha.“
Kühlpads
Das halbgeschlossene Gewächshaus schneidet vor allem in Umgebungen gut ab, wo die Außentemperatur hoch und die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig ist, erläutert Dol den Erfolg dieses Gewächshaustyps. „Die Außentemperatur von 45 Grad Celsius und manchmal höher wird durch eine Wand von Kühlpads in die Klimakammer eingesaugt. Die Ventilatoren blasen danach die gekühlte Luft, die manchmal mehr als 10 Grad Celsius niedriger ist, über Luftschächte in das Gewächshaus. Die kleinen Löcher im Schlauch verteilen die Luft gleichmäßig im Gewächshaus. Durch ein gutes Management der Kühlung, aber auch durch die Luftfeuchtigkeit, die Schattenschirme - in den Tropen ist eine Gesamtlichtmenge von 3.300 Joule/cm2 pro Tag keine Ausnahme - und Ventilatoren, können in halbgeschlossenen Gewächshäusern Produkte hoher Qualität in sehr warmen Gebieten angebaut werden.
Milliarden Menschen ernähren
Die niederländische Treibhauskultur ist ein enormer Exportmotor. Genau wie unsere Fleisch- und Eierproduktion gehen mehr als 80 Prozent der Produktion ins Ausland. Wie lange noch, ist die Frage, wenn man die Diskussion über Stickstoff und andere umweltbelastende Aspekte verfolgt. Darüber hinaus möchten Länder wie die Emirate unabhängig vom Import werden. Die Abhängigkeit vom Ausland ist zu groß. Das Al Dahra BayWa Greenhouse produziert jährlich 3.000 Tonnen Tomaten. Für Dol steht fest, dass wir eher unsere Kenntnisse exportieren sollten. „Der Ruf niederländischer Züchter ist im Ausland sehr gut. Wir haben eine einzigartige Position,“ berichtet er mit Stolz. „Aber wir müssen schon etwas arbeiten, um uns an das lokale Klima anzupassen. Wir haben in den Niederlanden ein einzigartiges Außenklima, das in den Gebieten, in denen ich arbeite, nicht vorkommt. Ein Venlogewächshaus ist ganz bestimmt kein Erfolg in einem warmen und feuchten Klima. Dennoch müssen wir in Zukunft 9 Milliarden Menschen ernähren, und der Unterglasanbau muss dazu die Produkte liefern.“
Meister der Zusammenarbeit
Die Kraft der niederländischen Zulieferer liegt in der Fähigkeit der guten Zusammenarbeit.
Das ist zum Beispiel sichtbar bei SARA im japanischen Kaosaka. Dol: „Wir sind dort in der Lage, ein äußerst innovatives und vor allem großes Projekt zu realisieren. Das Klima in Kasoaka ist für seine warmen und feuchten Sommer bekannt. Van der Hoeven hat sein halbgeschlossenes Gewächshaus ModulAir mit einem System verbessert, das HACo genannt wird. Das Innenklima kann mit HACo mit der Präzision eines halbgeschlossenen Systems betrieben und gesteuert werden, trotz des relativ schwierigen Außenklimas. Der Hoogendoorn iSii Prozesscomputer (verfügbar in japanischer Sprache/Red.) kontrolliert die ModulAir- und HACo-Ausrüstung und das Gewächshausklima, das CO2-Niveau und die Bewässerung für die Pflanzen. Dadurch funktionieren die Gewächshäuser hervorragend.“
„Der Ruf niederländischer Züchter ist im Ausland sehr gut. Wir befinden uns in einer einzigartigen Position.“