Ein Mann mit einer Mission
Schoneveld Breding kämpft für eine starke Kette
Seine größte Sorge ist, dass schöne Pflanzen für zu niedrige Preise angeboten werden. In einem Gartenzentrum kauft der Verbraucher schon eine Pflanze für nur 2 oder 3 Euro. Wie kann die Lieferkette auf diese Art einigermaßen daran verdienen? Pflanzenveredler und Saatgutproduzent Peter van der Pol, Eigentümer von Schoneveld Breeding, hat daher eine Mission. Als Veredler möchte er für alle Partner in der Lieferkette Mehrwert schöpfen.
Woher kommt der Antrieb des Unternehmers Peter van de Pol, die Lieferkette stärker zu machen? Wenn man ihm diese Frage stellt, gibt er eine begeisterte Ausführung über seine Jugend auf den Kartoffeläckern und über die vielen Gespräche am Küchentisch zum Besten. Sein Opa und sein Vater hatten ein Ackerbauunternehmen in der unmittelbaren Umgebung von Dordrecht und bauten u.a. Kartoffeln an. Obwohl sein Vater ihn völlig frei entscheiden ließ, wird er es doch bedauert haben, dass sein Sohn Peter sich nach mehreren Umwegen für einen Job bei Schoneveld entschied. Er übernahm das Familienunternehmen im Jahr 2007 vom damaligen Eigentümer Patty Schoneveld. Pflanzkartoffeln wurden in die Erde gesteckt und dann hoffte man, dass das Ergebnis letztendlich genug einbrachte, erzählt Peter. Es war eine unsichere Existenz. „Am Küchentisch handelten die Gespräche vom Wetter und wie viel pro Kilo gezahlt werden würde. Ich habe viel davon mitbekommen. Durch mein Studium und meine Jobs bei verschiedenen Betrieben wurde mir klar, dass mein Vater keinen Mehrwert schöpfen konnte und daher häufig dasselbe Einheitsprodukt lieferte, wie auch so viele andere Ackerbauern. Aufgrund meiner Tätigkeiten in verschiedenen Veredelungsunternehmen wuchs die Erkenntnis, dass Landwirte - in unserem Fall Züchter - im Hinblick auf eine bessere Marktposition unterstützt werden können, indem man durch Veredelung Mehrwert schöpft und mit Partnern in der Lieferkette einen Dialog über besondere Produkt-Marktkombinationen eröffnet. Um erfolgreich zu sein, muss man Mehrwert für alle Glieder der Lieferkette schöpfen. Man kann die Kartoffeln auch schälen und Pommes draus machen! Meine Eltern saßen immer in der Klemme zischen Markt- und Lieferkettenpartnern. Die Züchter von Topfpflanzen und Schnittblumen operieren auch häufig in diesem Kraftfeld.“
Movement
Der Küchentisch ist inzwischen ein länglicher Vorstandstisch. Der große Unterschied zu früher ist, dass er jetzt auf der ersten Etage des wahnsinnigen Komplexes, als PlantXperience getauft, Ausblick auf die Veredelungs- und Saatgutproduktionsgewächshäuser hat. Die zweihundert Mitarbeiter, die dort arbeiten, produzieren jährlich ca. 200 Millionen Samen für den Weltmarkt. Der kürzlich eröffnete Komplex in Wilp bei Apeldoorn ist ein Bestandteil der Mission von Schoneveld. Dabei geht es nicht nur um Mehrwertschöpfung durch die Veredelung, sondern auch darum, eine Bewegung - ein Movement - in Gang zu setzen, die dafür sorgt, dass der Verbraucher wieder Topfpflanzen kauft. Wenn Topfpflanzenzüchter Geschäfte mit Schoneveld tätigen, werden Ihnen auch sofort Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt. Peter: „Wir bieten Zuchtunterstützung an, denn einzig und allein mit dem geeigneten Saatgut ist es noch nicht getan. Die Jungpflanzen und Topfpflanzenzüchter vertreten ihr eigenes Produkt und ihre eigene Produktion. Wir möchten nicht ihre Stelle einnehmen, sondern ihnen ihre Arbeit erleichtern und wir setzen sie anhand von besonderen und neuen Veredelungsprodukten oder Vertriebskonzepten mit dem Markt in Verbindung. Letztendlich bedeutet die Zusammenarbeit der Züchter aufgrund höherer Erträge und eines stärkeren, nachhaltigeren und kommerzielleren Produktes Mehrwert.
„DURCH DIE STEUERUNG DER NACHFRAGE MÖCHTE ICH DER ÜBERPRODUKTION VORBEUGEN.“
Bessere Marktposition
Für Peter van de Pol bleibt es nicht nur dabei. Er möchte als zusammenarbeitender Veredler an die Einkäufer von u.a. Gartenzentren oder großen Online-Plattformen herantreten. Was muss sein Unternehmen am Ende der Lieferkette unternehmen? „In unseren Laboren und Gewächshäusern entwickeln wir Saatgut für die schönsten Pflanzen. Warum sollten wir uns mit diesen Kenntnissen nicht an diese Einkäufer wenden und ihnen eine gewisse Exklusivität garantieren, z.B. für 2 Jahre, wenn sie die Pflanze zu einem guten Preis ins Schaufenster stellen? Ich sorge mit den (Jung-)Pflanzenzüchtern dafür, dass letztendlich besonders hochwertige Topfpflanzen im Regal stehen, die darüber hinaus für den betreffenden Einzelhändler einzigartig sind. Das Pflanzenregal erbringt dadurch eine gute Rendite.“ Van de Pol bezeichnet diesen Ansatz als „Pull-Bewegung“. Er zieht den Verbraucher sozusagen zu ‚seinen‘ Pflanzen. Am Liebsten hat er statt Käufern Ambassadeure für blühende Topfpflanzen. Als ‚Fan‘ hat man nämlich mehr für das jeweilige Produkt übrig. Aus diesem Grund dient PlantXperience auch gleichzeitig als Inspirationszentrum für Züchter und Gartenzentrumbesitzer, aber auch für Verbraucher. Für Peter van de Pol ist das auch eine Form der Mehrwertschöpfung. Sein Saatgut soll kein Wirtschaftsgut werden, wie er es bei den Kartoffeln seines Vaters gesehen hat. „Er hat für eine anonyme Masse produziert, das möchte ich auf keinen Fall. Unser Saatgut wird nicht einfach auf den Markt „geschmissen“, um so Umsatz zu machen. „Durch die Steuerung der Nachfrage möchte ich der Überproduktion vorbeugen und langfristig bessere Einkünfte für alle unsere Partner in der Lieferkette bewirken.“
Küchentisch
Schoneveld erzeugt keinen Überschuss, aber es ist nicht einfach, alleine eine stärkere Kette zu kreieren. Das weiß Peter nur zu gut. Der ‚Küchentisch‘ wirkt Wunder. Als Mann des Dialogs spricht er mit anderen Veredlern und anderen Gliedern der Lieferkette, um seiner Bewegung Gestalt zu geben. Er greift dabei auf die Ausgangspunkte des Familienunternehmens zurück, aber für Ihn bedeutet der Begriff der ‚Familie‘ mehr. Er bezeichnet es als „Familienunternehmerschaft“, weil die Geschäftsbeziehungen häufig einen persönlichen, gelegentlich familiären Charakter haben. „Andere Veredler sind auch zu der Erkenntnis gekommen, dass durch intelligente Zusammenarbeit Ergebnisse verbucht werden können. Es reicht inzwischen nicht mehr, nur Saatgut zu liefern. Uns bleibt nichts anderes übrig, als bis zur Fensterbank zusammenarbeiten, um strukturell bessere Renditen für alle unsere Partner in der Lieferkette zu kreieren. Daher dürfen wir nicht austauschbar sein. Daher werden wir PlantXperience auch als Movement einsetzen, und versuchen, möglichst viele Leute von blühenden Pflanzen zu begeistern.